Sa 19.11.2011 · 20:00 Uhr »WIRR – WOO – LAA´S oder Ist das Kunst?

Nov 19, 2011 / by jazzflag / In concerts, Jazz, jazzflag · Musikschule allégro, Klassik, Lesungen, Theater / Leave a comment

Eine experimentelle Homage an Kurt Schwitters

Hella von Ploetz und Hagen Möckel gestalteten eine einzigartige Hommage an Kurt Schwitters. Bei Textmontage und szenischer Umsetzung hielten sich die beiden Künstler an das Vorbild von Schwitters‘ dadaistischen Vortragsabenden sowie dessen Collageprinzip in der Merz-Kunst: Sie schnitzeln Lautgedichte und Lieder zusammen, absurde Clownerien und Romantik reichen sich die Hand.

In einer mitreißenden Performance präsentiert Hagen Möckel und Hella von Ploetz als Musikerin Lyrik, Prosa und Lieder des Dadaisten der ersten Stunde Kurt Schwitters.

Hella von Ploetz begleitet an der Glasharfe (Cristal) den schauspielenden Rezitator Hagen Möckel, der in diesem Programm mit seinem ganzes Stimm- und Ausdrucksregister ein imposantes Feuerwerk der Lautmalerei zu zeichnen versucht.

Mit und ohne Worte – Töne wie Musik!
Scheinbar unverständlich und doch unverkennbar deutsch CeIGeAErrErr wird da über Zigarren siniert oder eine Liebe zu Anna Blume offenbart. Der Zuschauer entscheidet selbst, welche Bilder und Geschichten entstehen. Neben Zungenakrobatik und Lautmalerei bieten die Texte von Kurt Schwitters vielschichtige Unterhaltung: Sie sind humorvoll, tiefgründig und voller Poesie.

Anspruchsvoll und Außergewöhnlich
Das Werk von Kurt Schwitters gilt nicht nur in Künstler und Insiderkreisen als renommiert und epochal. „WIRR – WOO – LAA´S oder Ist das Kunst?“ ist überraschend, vielseitig, witzig und energiegeladen.

Das neue Programm von Hella von Ploetz und Hagen Möckel beleuchten das Schwittersche Allroundtalent, den anarchischen Witz und die Liebe zu seiner Frau Helma. Dabei verfallen die Künstler jedoch niemals in Sentimentalität. Dieses Duett ist nicht nur wegen Schwitters ein seltener Genuss.

Eine DaDa Vorführung die auch das Instrument Glasharfe (Cristal), gespielt von Hella von Ploetz, zu sehr ungewöhnlichen aber sehr intensiven Klängen in besonderem Licht erscheinen lässt.

Kurt Schwitters‘ längerfristige Wirkung kann einem unterirdisch in alle Richtungen fliessenden Strom verglichen werden, irgendwo zwischen Gertrude Stein und Marcel Duchamp: er begeisterte die Beats, sein Zugriff auf die Reklame lebte in der Pop-Art weiter, seine Feste und Auftritte gingen den Happenings und Performances voraus, Schwitters‘ Lautgedichte beeinflussten die poésie sonore, seine Lyrik die konkrete Poesie, seine MERZ-Bühne antizipierte das Living Theatre, das Theater der neuen Objektivität, und wenn man Greil Marcus paraphrasieren will, so dröhnt sein Non-Sense-Bellen noch im blöden Brummen des Punk fort.

So haben sich beide Künstler in Ihrem Programm zur Aufgabe gemacht an eine Künstler zu erinnern, der einmal bemerkte:
„Wenn du mich nicht siehst, so brauche ich deshalb und desdreiviertel doch nicht unanwesend zu sein“.

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